|
Fuchs trifft Dalí
"In Paris konnte
man damals wirklich lernen, was Kunst bedeuten kann. Dort lebte ich
in grosser Armut, - so würden es die anderen beurteilen; ich sehe
das aber nicht so.
Ich hatte kein Geld, - war aber nicht weniger glücklich als andere.
Ich hatte in Paris ein eigenes Zimmer. Es war zwar nur zwei auf drei
Meter, - dort habe ich gelebt und gearbeitet. Und dort besuchte mich
Salvador Dalí.
Dalí hatte sich sehr interessiert meine Mappe angeschaut, - ist
dann aufgesprungen und sagte zu mir in französisch: "Sie -
Fuchs - sind der Dalí der Deutschen - und ich, Dalí, bin
der Dürer der Lateiner".
Ich fand das so umwerfend liebenswürdig - ich kannte ihn ja noch
nicht und wusste daher auch noch nicht, welch einmalige Wertschätzung
dies aus seinem Mund war, denn er hat sonst an keinem Maler ein gutes
Haar gelassen!
Meine Aquarelle gefielen ihm sehr.
Er hat mich dann in meinem Dachkämmerchen am Boulevard de Courcelles
- ich glaube - noch zweimal besucht und sass neben mir stundenlang mit
seinemStöckchen und hat mir zugeschaut beim Malen.
Dalí wollte diese altmeisterliche Technik mit der Ei-Tempera-Untermalung
und der Lasur lernen, - hat dann aber gesagt, das wäre nicht sein
Weg.
Er könne das nicht; er wäre viel zu ungeduldig - und so könne
er nie malen."
Ernst Fuchs, 2000
zurück
|