
Salvador Dalí
steht Modell

Arno Breker -
Überarbeitung des Tonmodells
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Arno Breker: Meine Arbeit mit Salvador Dalí
"Was ich bei
Dalí zuerst entdeckt habe und was mich frappiert hat, ist seine
Ähnlichkeit mit Velazqués. Von der Physiognomie her bestehen
Ähnlichkeiten, die ich in meiner Büste deutlich machen wollte,
vor allem der Mund, die Nase und der Schnurrbart.
Velazquéz trägt ihn normal, während Dalí ihn
zum Symbol seiner selbst stilisiert hat, das täglich viel Aufmerksamkeit
und Pflege bedarf.
Als ich Dalí in seinem Wohnsitz aufsuchte, fand ich ihn auf der
Terrasse. Sein Haar war durch den immerwehenden Wind des Meeres fantastisch
dekoriert. Ich hatte meine Büste begonnen, fand aber dann die Haare
als Volumen zu massiv; sie waren nicht locker genug.
Zu Hause angekommen, nahm ich mir das Problem der Haargestaltung noch
einmal vor. So habe ich dann die Haare in Gruppen angeordnet und sie
aufgelockert. Das sanfte Spiel des Windes ist damit festgehalten. Die
Haarfülle und die Art der Gestaltung geben Dalí den Anschein
eines barocken Fürsten, einen Habitus, den er ja versinnbildlichen
wollte. Die Fülle der Möglichkeiten an inneren Visionen und
an gemalten Bildern Dalís bestätigen dies.
Dalí lebt in Port Lligat in einer landschaftlich ausgesucht schönen
Lage. Es sind gesegnete Umstände, wenn man in einer solch göttlichen
Landschaft leben und arbeiten kann. Auch inspirativ ist es von entscheidender
Wichtigkeit, denn diese charakteristische Landschaft taucht ja immer
wieder in seinen Bildern auf. Dalí kann sich von dem Ausblick,
den er von der Terrasse seines Hauses in Port Lligat hat, überhaupt
nicht trennen.
Alles spielt sich in einem riesigen, unbegrenzten Raum ab. Die waagrechte
Linie schliesst am Horizont ab, aus ihr ragen Gebirgsbrocken heraus.
Auf der Ebene davor passiert ein Drama: es erscheinen Menschen oder
es treten merkwürdige Tiere auf: Elefanten auf Stelzen. Solche
Visionen, von denen Dalís Fantasie überreich ist, werden
durch die brütende, glühende Sonne Spaniens begünstigt.
Dalís surrealistische Gemälde mit ihren Traumwelten sind
so überzeugend gestaltet, dass man an ihnen nicht vorbei kann.
Und ich komme auf Picasso, der sein Gegenstück war. Es ist ein
einmaliges Zusammentreffen, dass in fast einer Generation aus einer
Landschaft zwei solche geniale Erscheinungen hervorgetreten sind.
Salvador Dalí hat seiner Urbegabung freien Lauf gelassen und
ein riesiges Gesamtwerk von selten eindringlicher Grösse geschaffen."
Arno Breker, 1983
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