"Salvador
Dalí hatte mich im September 1974 eingeladen, an der Eröffnung
seines Museums in Figueras teilzunehmen. Er hatte mich gebeten, ihm
meine Portraitbüste von Jean Cocteau für diese Ausstellungseröffnung
zu leihen. Ich hatte sie ihm mitgebracht und gleich im Museum aufgestellt.
Am Tag der Eröffnung war ein fürchterliches Wetter, es regnete
in Strömen. Nachmittags sollten die Eröffnungsfeiern stattfinden.
Auch Gerüchte über Attentate, versteckte Bomben wurden laut.
Jedoch entfernte sich niemand aus der Umgebung Dalís. Ich hatte
das Glück, mich im Museum aufhalten zu können, während
andere draussen standen oder in den benachbarten Cafés herumhockten.
Um 21 Uhr war es dann soweit. Dalí erschien wie ein Souverän
und entsprechend gekleidet. Ich hatte mich zunächst etwas zurückgehalten,
und Dalí suchte meine Cocteau-Büste. Diese hatte er nämlich
woanders aufstellen lassen, da sie besonders beleuchtet werden sollte.
In einem grossen Saal war sie dann prächtig drapiert aufgestellt.
Nach seiner Rede führte er selbst die Gäste durch das Museum.
Und als wir in den Saal kamen, in dem die Büste stand, fragte
er: "Wo ist Breker?" Ich wurde gesucht und kam zu ihm.
Dalí hielt eine Rede auf mich. Vor dem Publikum hat er mich
heftig umarmt und mir gedankt, dass ich die Cocteau-Büste dem
Museum geschenkt hätte. So war ich von einem Augenblick zum anderen
meine Büste los. Aber Dalí hat das mit so viel Charme
gemacht, dass ich nicht nein sagen konnte.
Ein Gemälde Dalís im Museum hat mich sofort und nachhaltig
tief beeindruckt: Auf dem Tisch steht ein Brotkorb mit einem angebrochenen
Laib Brot. Schon vom Thematischen her ist dieses Bild ausreichend
für eine ewige Situation. Es ist tief human und in seiner Einfachheit
von grösster Beseelung. Dieses Gemälde, das Dalí
in einer weiteren Variation malte und zur Sammlung von A.Reynolds
Morse in
St. Petersburg (Florida) gehört, zeigt sein sicheres Gespür
für das Notwendigste, hier die Quintessenz des Lebens. Ich kenne
im Werk Dalís kein überzeugenderes Symbol des Lebens als
dieses Stück Brot, welches im Bild vor uns lebendig wird."
Arno Breker, 1983
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